1. Was ist eine kieferorthopädische Behandlung
Im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung werden Zahn- und Kieferfehlstellungen korrigiert. Eine kieferorthopädische Behandlung kann aus ästhetischen sowie medizinischen Gründen notwendig sein.

2. Welche diagnostischen Mittel sind notwendig?
Zu Beginn der Behandlung ist eine ausführliche Diagnose und Befunderhebung notwendig, um eine zielgerechte, individuelle Therapie zu planen. Es werden Röntgenaufnahmen (zur Lagebestimmung der Zähne im Kiefer sowie der Stellung der Kiefer zueinander und zum Schädel), Kiefermodelle (u.a. zur Analyse der Platzverhältnisse, Zahn und Kieferstellungen) und Fotos des Gesichtes (zur Enface- und Profilanalyse) erstellt. Im Laufe der Behandlung sind auch Zwischen- und Enddiagnostiken erforderlich.

3. In welchem Alter sollen die Kinder zum ersten Mal kieferorthopädisch untersucht werden?
Die erste kieferorthopädische Untersuchung sollte im Alter von 3 - 5 Jahre erfolgen. Denn schon in diesem Alter lassen sich extreme Kieferabweichungen erkennen und auch gut behandeln. Eine weitere kieferorthopädische Kontrolle sollte während der 1. Wechselgebissphase (6-8 Jahre) durchgeführt werden, um mögliche Fehlabweichungen der Kiefer oder gravierende Zahnfehlstellungen früh behandeln zu können. Die meisten kieferorthopädischen Behandlungen erfolgen in der 2. Wechselgebissphase (Wechsel der Seitenzähne) ab dem ca. 10.-12. Lebensjahr.

4. Gibt es eine Altersgrenze für eine kieferorthopädische Behandlung?
Nein, gibt es nicht. Die Zähne lassen sich lebenslang bewegen, sofern der Zahnhalteapparat noch nicht zu stark geschädigt ist. Kieferorthopädische Behandlungen sind sowohl im Kindes-, Jugendlichen- als auch im Erwachsenenalter möglich.

5. Wie lange dauert die Behandlung? Wie läuft die Behandlung in der Regel ab?
Grundsätzlich hängt dies von der jeweiligen Ausgangssituation der Behandlung ab. Die Behandlung kann zwischen 6 Monaten und mehreren Jahren dauern. Dies sollte jedoch mit dem Kieferorthopäden individuell besprochen werden. In der Regel gibt es eine aktive und eine passive Behandlungsphase. Die aktive Phase kann bis zu 3 Jahre dauern. In dieser Zeit werden die Zähne aktiv in die richtige Position gebracht und im Abstand von ca.. 4-8 Wochen kontrolliert. In der passiven Phase werden die Zahn- und Kieferstellung stabilisiert. Die Kontrolle erfolgt in längeren Zeitintervallen.

6. Mein Kind hat eine nachgewiesene Allergie. Worauf muss man achten?
Liegt eine Allergie vor, kann der Kieferorthopäde anhand des Allergiepasses die Entscheidung treffen welche Materialien für die Behandlung verwendet werden sollen.

7. Kann man mit einer festen Zahnspange alles essen?
Mit Brackets kann generell alles gegessen werden. Allerdings können Kaugummi und zähe Bonbons leicht in den Brackets hängen bleiben und die Zahnspange beschädigen. Man sollte auch mit harten Lebensmitteln wie z. B. Äpfeln, rohen Karotten und knusprigen Brötchendeckeln vorsichtig sein. Diese sollten nach Möglichkeit zum Verzehr in mundgerechte Stücke geschnitten werden.

8. Gibt es weniger auffällige Spangen?
Es gibt zahnfarbene Brackets oder Lingualbrackets, die von hinten an die Zähne geklebt werden und daher nicht sichtbar sind. Außerdem gibt es für geringgradigere Zahnfehlstellungen unsichtbare Schienen.

9. Schadet die feste Spange den Zähnen?
Grundsätzlich schadet die feste Spange den Zähnen nicht, es sei denn man putzt seine Zähne schlecht. Die heutigen festen Zahnspangen sind grazil gestaltet. Eine optimale Mundhygiene ist durch Einsatz von vielen möglichen Hilfsmitteln, die speziell für Spangenträger konzipiert sind, viel einfacher geworden. Außerdem bietet die Versiegelung des Bracketumfeldes den besten Schutz gegen Entkalkungen, die so nur dann auftreten, wenn die Mundhygiene regelmäßig nicht ausreichend ist.

10. Muss die lose Zahnspange beim Essen herausgenommen werden?
Die Spange muss beim Essen entfernt werden. Sie sollte in die Spangendose gelegt werden, damit sich keine Drähte verbiegen oder sie sogar versehentlich weggeworfen wird.

11. Wie soll die lose Zahnspange gereinigt werden?
Tägliche Reinigung mit einer Zahnbürste und Zahnpasta oder flüssiger Seife ist notwendig. Die Spangen dürfen nicht ausgekocht werden!

12. Kann man die kieferorthopädische Behandlung beschleunigen?
Die Bewegung der Zähne braucht aufgrund der physiologischen Umbauvorgänge eine gewisse Zeit. Die Auswahl der geeigneten Behandlungsmethoden und -materialien entscheidet jedoch maßgeblich über die Dauer der Behandlung. Ebenso kann der Patient die Behandlungszeit maßgeblich beeinflussen, in dem er den Anweisungen des Kieferorthopäden genau Folge leistet (z.B. bei der Tragezeit der herausnehmbaren Zahnspange oder der in die feste Zahnspange nach Anleitung selbst einzuhängenden Gumizüge.)

13. Inwieweit ändert die Zahnspange das Gesichtsprofil?
Das Gesichtsprofil lässt sich im jugendlichen Alter gut beeinflussen. Auch bei Erwachsenen kann die Stellungsänderung der Frontzähne zur Harmonisierung des Gesichtsprofils beitragen.

14. Was ist ein Bionator?
Der Bionator ist eine herausnehmbare Spange, die die körpereigenen Kräfte von der Zungen-/ Wangen- und Gesichtsmuskulatur auf den Kiefer und die Zähne überträgt. Das Einsatzgebiet dieses Gerätes ist bei bestimmten Abweichungen der Bisslage wie z. B. Überbiss, Unterbiss oder Tiefbiss eingeschränkt. Die Bewegung einzelner Zähne kann mit dem Bionator nur begrenzt durchgeführt werden, da der Bionator keine aktiven Elemente besitzt.

15. Ich habe eine Zahnlücke (Grund: Mir wurde ein Zahn gezogen oder der Zahn war nicht angelegt). Welche Möglichkeiten gibt es für mich die Lücke zu versorgen?
Grundsätzlich gibt es 3 Möglichkeiten: die prothetische Versorgung mittels einer Brückedie chirurgisch-prothetische Lösung mit einem Implantat und einer Krone kieferorthopädischer Lückenschluss mit einer festen Spange. Welche Methode für Sie geeignet ist, kann bei einer Beratung beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden festgestellt werden. Manchmal muss aber auch eine kieferorthopädische Vorbehandlung zur Platzbeschaffung oder Aufrichten der in die Lücke gekippten Zähne vor einer prothetischen oder implantologischen Versorgung erfolgen.

16. Was kostet eine kieferorthopädische Behandlung und wer übernimmt die Behandlungskosten?
Die Höhe der Behandlungskosten ist sehr unterschiedlich. Es fließen verschiedene Faktoren mit ein wie z.B. Schwierigkeitsgrad, Material und Methoden. Die Kosten liegen zwischen 1.000 und 6.000 Euro und manchmal auch mehr.

Privatversicherte: Die privaten Krankenversicherungen erstatten je nach Tarif bis zu 100 % der gesamten Kosten. Bitte lesen Sie hierzu sorgfältig Ihren Versicherungsvertrag durch um festzustellen, ob Sie einen Teil der Kosten selbst übernehmen müssen.

Beihilfe: Die Beihilfestellen übernehmen meist ebenfalls die Kosten der Behandlung, allerdings beschränken sie sich auf eine durchschnittliche Behandlung, um Kosten zu sparen.

Gesetzlichversicherte: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Behandlungskosten erst dann, wenn die Zahn- und Kieferabweichungen bestimmte Schweregrade erreicht haben. Diese Schweregrade, sog. KIG-Einstufungen, werden beim Beratungsgespräch festgestellt. Die Abweichungen Grad 1 oder 2 der kieferorthopädischen Indikationsgruppen (=KIG) sind zwar behandlungsbedürftig, werden aber von den gesetzlichen Krankenkassen nicht getragen.


17. Wie wird das Endergebnis stabilisiert?
Zur Vermeidung eines Rezidivs (Rückfall nach der Behandlung) oder der Entstehung eines tertiären Frontengstandes (bei Erwachsenen) ist das Eingliedern eines Lingualretainers unbedingt empfehlenswert, da Verschiebungen besonders im Bereich der Schneidezähne ein gutes kieferorthopädisches Behandlungsergebnis stark beeinträchtigen können. Zusätzlich sollte eine herausnehmbare Haltespange getragen werden.

18. Was ist ein Lingualretainer?
Der Lingualretainer besteht aus einem dünnen, mehrfach verseilten Stahldraht, der an den Zahninnenflächen der Schneide- und Eckzähne befestigt wird. Dieser Draht wird speziell an die individuelle Schneidezahnstellung und -form angepasst, um die aktuelle Zahnstellung optimal und langjährig zu stabilisieren. Der dünne Retainerdraht wird mit filigranen, zahnfarbenen Klebestellen fixiert.

19. Optische Beeinträchtigungen durch den Lingualretainer?
Der Lingualretainer ist von außen nicht sichtbar und wird nach kurzer Zeit auch mit der Zunge nicht mehr als störend empfunden.

20. Wann ist ein Lingualretainer notwendig?
Zähne haben lebenslang die Tendenz, sich zu bewegen und i.d.R. nach vorne zu wandern. Aber z. B. auch der Durchbruchsdruck der Weisheitszähne oder ein Restwachstumsschub bei heranwachsenden Patienten (besonders im Alter zwischen 18 und 25) können zu deutlichen Zahnverschiebungen führen. Dies kann durch den Einsatz eines Lingualretainers verhindert werden. Wir empfehlen aus diesem Grund, den Retainer so lange wie möglich zu tragen, um erneute Zahnverschiebungen und gedrehte/ engstehende Zähne im Frontzahnbereich zu vermeiden.

21. Gibt es Nebenwirkungen durch den Lingualretainer?
Einschlägige Untersuchungen haben gezeigt, dass kein erhöhtes Kariesrisiko durch die Anbringung von Lingualretainern besteht. Eine entsprechend gute Zahnpflege sowie professionelle Zahnreinigungen beim Zahnarzt verhindern übermäßige Zahnsteinbildung.